- Leserechtschreibstörung bis zu 30% der Fälle
- Rechenstörung bis zu 30% der Fälle
- Ticsyndrom (Tourette) 10 - 20%
- Autismus in 6% der Fälle
- Zwänge
- hohe Unfallrate (durch unüberlegtes Handeln)
- Störung des Sozialverhaltens und oppositionelle
Verhaltensweisen
(und daraus resultierend eine höhere Rate von Straffälligkeit und
Schulabbrüchen)
- Schlafstörungen
Im Erwachsenenalter zeigt sich dann der Symptomwandel:
- Bis zu 40% der Erwachsenen ADHS-ler leiden unter
Ängsten und Depressionen. Hier müssen sowohl die Ängste und
Depressionen wie auch das ADHS behandelt werden.
Zwangsstörungen: Bei Auftreten von Zwangsgedanken
oder Zwangshandlungen wird das ADHS sehr häufig übersehen, weil die Betroffenen
ja gerade äußerst genau und perfektionistisch sind. Man glaubt heute, dass ADHS
in Verbindung mit Zwängen daraus resultiert, dass die Betroffenen auf Grund
ihrer leidvollen Erfahrung mit ihrer Vergesslichkeit und ihren
Flüchtigkeitsfehlern kompensatorisch übergenau sind und sie sich ständig
kontrollieren müssen. Dadurch werden sie sehr umständlich, zäh und langsam, was
in ihnen erneut Stress hervorruft.
- Psychosomatische Symptome oder
Somatisierungsstörungen, auch körperliche Erkrankungen, die eine seelische
Ursache haben, treten gehäuft bei der ADHS auf. Diese stehen zum einen im
Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen und man könnte sagen, dass sich die
Depression in ein somatisches Symptom verwandelt hat. Hierzu gehören
beispielsweise Beklemmungsgefühle, Kopfdruck oder Kopfschmerz, Herzstechen,
Kloßgefühl im Hals etc. Bevor man allerdings diese Symptome als psychisch
bezeichnen darf, muss eine genaue körperliche Abklärung zum Ausschluss anderer
organischer Erkrankungen erfolgen. Aber auch rein körperliche Erkrankungen
können durch ADHS negativ beeinflusst werden. Ein Bluthochdruck wird häufiger
entgleisen, wenn sich Wutanfälle und Impulsivität häufen oder auch ein
Diabetes ist schlechter einstellbar, wenn die Stimmungen ständig schwanken.
Stabilität oder Instabilität zeigt sich sowohl auf der körperlichen wie auch
auf der seelischen Ebene. Darüber hinaus gibt es auch Erkrankungen, die
häufiger mit ADHS zusammen vorkommen, ohne dass es bisher eine Erklärung dafür
gibt. Hier sind z.B. die Allergien, aber auch die Fibromyalgie
zu nennen.
- Schlafstörungen, Unfähigkeit sich zu entspannen,
Restless Leg Syndrom. Wie bei den Kindern auch, findet man im
Erwachsenenalter häufiger Ein- oder auch Durchschlafstörungen. Weiterhin fällt
es Betroffenen oft schwer abzuschalten, Ruhe zu finden und sich zu erholen.
Sie bleiben angespannt, nervös, gereizt und explosiv, selbst wenn ihre Umwelt
Erholung und Muße zulassen würde. Eine neue Erkenntnis besagt, dass 25% der
Erwachsenen, die an einem Restless Leg Syndrom leiden auch von einer ADHS
betroffen sind.
- Suchtentwicklung: 30-40% der Suchtpatienten haben
eine unerkannte ADHS und betreiben ihren Suchtmittelmissbrauch als
gescheiterte Selbstbehandlung. (vgl. Heßlinger, Freiburg; Huss, Berlin). Es
zeigt sich oft auch ein erheblicher Nikotinmissbrauch, weil Nikotin auch am
Dopamintransporter angreift und so das ursächliche Dopamindefizit korrigiert
wird. Bei ADHS-Patienten beginnt die Sucht häufig auch früher und der
Substanzmissbrauch ist ausgeprägter.
Weiterhin zeigen sich vermehrt alle Formen der Sucht: Esssucht, Kaufsucht,
Kleptomanie, Spielsucht, Computersucht usw. Der ADHS-Patient hat meist
zeitlebens ein Problem damit etwas maßvoll zu tun und die eigene Mitte zu
finden.
- Vermehrte Unfallgefährdung, denn 5% der
erwachsenen ADHS-ler verunfallen tödlich oder aber beenden ihr Leben mit
Suizid. Der Suizid ist ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Nicht alle
ADHS-Patienten sind vorher depressiv, sondern es kann wegen der hohen
Impulsivität und der heftigen Reaktionen und Gefühlsschwankungen in
Krisensituationen zu Suiziden bzw. zu Suizidversuchen kommen.
- Persönlichkeitsstörungen: Als Risikofaktor oder
aber resultierend aus den Erfahrungen in der Kindheit und der Herkunftsfamilie
treten häufiger Persönlichkeitsstörungen auf. Hier ist die emotional-instabile
Persönlichkeit zu nennen (Borderlinestörung), die enorme
Überschneidungen mit der ADHS aufweist. Zur Zeit wird diskutiert, ob nicht ein
großer Anteil der Borderlinestörungen des impulsiven Typs unerkannte ADHS-ler
sind und als solche behandelt werden sollten (hier kommt es immer darauf an
nachzuweisen, dass diese Symptome schon in der Kindheit bestanden haben). Es
zeigt sich auch noch ein gehäuftes Vorliegen von antisozialen
Persönlichkeitsstörungen, die eine höheres Risiko haben später dissozial
zu werden. Auch narzisstische Persönlichkeitsstörungen werden häufiger
beobachtet.
Erhebliche Probleme haben ADHS-ler meist auch in den folgenden Bereichen:
- Es kommt nicht selten zu Arbeits- und
Beziehungskonflikten, dies auf Grund der hohen Impulsivität, der
mangelnden Kritikfähigkeit, der Zerstreutheit und der Weigerung von vielen
ADHS-lern Dinge zu tun, die keinen Spaß machen bzw. zuverlässig Verantwortung
zu übernehmen und sich den Pflichten des Lebens zu stellen. Die Scheidungsrate
ist deutlich erhöht.
- Auch in den Familien kommt es nicht selten zu
schweren Auseinandersetzungen bis hin zu körperlicher Gewalt. Da die ADHS auf
Grund der hohen Erblichkeit oft bei mehreren Familienmitgliedern vorhanden
ist, zeigt sich dort ein hochexplosives Konfliktpotential.
Ferner kann es zu Kindesmisshandlungen kommen, insbesondere wenn die
Eltern ebenfalls von ADHS betroffen sind, das Kind über Tage oder Wochen
schreit und die Eltern um den Schlaf bringt. Hier kann es zu
Überforderungssituationen von Seiten der Eltern kommen, die dann das Kind
schütteln oder schlagen, obwohl sie normalerweise nicht gewalttätig sind. z.
B. alleinerziehende Mütter, die nur wenig Unterstützungssysteme haben, können
in solchen Situationen an ihre eigne Belastungsgrenze kommen und gegen sich
selbst in Form von Suizidhandlungen vorgehen oder aber ihrem Kind gegenüber
gereizt bis hin zu gewalttätig werden.
- Oft sind die Betroffenen auch sehr verschuldet,
weil sie keinen Überblick über ihre Finanzen haben und sich keinen Plan machen
können.
- Wir finden die ADHS gehäuft auch unter den
Langzeitarbeitslosen, denn ADHS-ler haben oft einen schlechteren
Schulabschluss, als es ihrer Intelligenz entsprechen würde. Nicht selten haben
sie sogar überhaupt keinen Schulabschluss, was sie nur schwer vermittelbar
macht. Auch haben ADHS-ler oft auch nur wenig Durchhaltevermögen und
Frustrationstoleranz. Sie geben schnell auf, lassen sich schnell
entmutigen, und mit ihrer Hypersensibilität fühlen sie sich häufig sehr
schnell ungerecht behandelt. Es gelingt ihnen oft auch nicht Misserfolge
wegzustecken und Niederlagen als Chancen zu begreifen. Stattdessen resignieren
sie, zeigen sich beleidigt und ziehen sich zurück.
- Auch neigen Betroffene dazu riskant Auto zu
fahren oder riskante Sportarten zu betreiben, weil sie immer nach dem
ultimativen Kick und nach Abwechslung suchen.. Es sind die Menschen, die mit
200 km/h auf die Stoßstange des Vordermanns auffahren, weil dieser nicht
rechtzeitig Platz macht.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich Probleme in den folgenden
Bereichen zeigen:
- Selbstorganisation
- Zeitmanagement
- Finanzmanagement
- Beziehungsgestaltung
- Arbeitsorganisation
- Teamfähigkeit
- Kindererziehung
- Straßenverkehr
Es ist sehr wichtig, eine ADHS zu erkennen und sowohl die ADHS als auch
Begleiterkrankungen zu behandeln. Gerade die Symptome der ADHS erfordern
eine fundierte Kenntnis des Krankheitsbildes, Behandlungserfahrung und Wissen
über das Auftreten der Begleitstörungen. Es ist notwendig eine
störungsspezifische Behandlung der ADHS durchzuführen, die auf die besondere
Problematik der ADHS abgestimmt ist.
Der Erfolg oder Misserfolg bei der Behandlung dieser Krankheitsbilder hängt von
der richtigen Diagnosestellung und einer leitliniengerechten Behandlung ab. Dies
gilt für die medikamentöse ebenso wie für die psychotherapeutische Behandlung.
So wissen wir heute, dass die Symptome der ADHS mit dem Wirkstoff Methylphenidat
sehr gut zu behandeln sind und dass auch eine Psychotherapie bei ADHS einer
besonderen Berücksichtigung der ADHS Symptome bedarf. Nicht selten müssen sowohl
die Komorbiditäten wie auch die ADHS gesondert behandelt werden.